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Konrad Wachsmann

v. l. n. r.: Albert Einstein, Elsa Einstein und Konrad Wachsmann, Caputh, zw. 1929-1932. Fotografie: vermutlich Anna Wachsmann © Akademie der Künste, Berlin, Konrad-Wachsmann Archiv, Sig: 0001_152_F_14_a

Gedenktafel des Architekten Konrad Wachsmann, an der Stelle seines Geburtshauses (am Marktplatz, gegenüber des Rathauses, an der Kino-Fassade)

Werdegang eines Architekten

Konrad Wachsmann wurde am 16. Mai 1901 als Sohn einer alteingesessenen jüdischen Apothekerfamilie in Frankfurt (Oder) geboren. Er war das Dritte von vier Kindern. An sein Leben und Wirken als bedeutender Architekturpionier erinnert heute eine Gedenktafel am Kino gegenüber vom Rathaus.

Nach einer abgeschlossenen Ausbildung zum Tischler und Zimmermann bei der Firma Münnich in Frankfurt (Oder) verließ Konrad Wachsmann 1920 die Stadt. Er ging nach Berlin an die Kunstgewerbeschule und später nach Dresden an die Kunstakademie, wo er sich als Meisterschüler Hans Poelzigs der Neuen Sachlichkeit und expressionistischer Architektur widmete. Wachsmanns architektonisches Schaffen war von der Suche nach einem universellen Knotenpunkt, der alles verbindet, bestimmt. Sein Interesse galt der industriellen Vorfertigung und der Entwicklung von Familienhäusern im Holzbausystem.

Bereits im Alter von 25 Jahren war Konrad Wachsmann Chefarchitekt der damals größten Holzbau- und Maschinenfabrik Europas, Christoph & Unmack AG in Niesky in der Oberlausitz. Drei Jahre später entstand in Jüterbog das Haus für Dr. Georg Estrich – Wachsmanns einziger Massivbau. Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz.


Konrad Wachsmann und Albert Einstein

1929 erfuhr Wachsmann von den Plänen der Stadt Berlin, Albert Einstein zu seinem 50. Geburtstag mit einem Haus zu beschenken. Kurz entschlossen fuhr der junge Architekt nach Berlin und überzeugte die Eheleute Einstein von seinem Entwurf. Innerhalb von wenigen Monaten entstand nach Wachsmanns Entwürfen das Sommerhaus der Einsteins in Caputh, 10 Kilometer südlich von der Potsdamer Innenstadt. Albert Einstein und Konrad Wachsmann verband seitdem eine enge Freundschaft, die dem Architekten später das Leben retten sollte.

1932 erhielt Wachsmann den Rompreis der Preußischen Akademie. Damit verbunden war ein Stipendium für einen Aufenthalt an der Villa Massimo. Aus Protest gegen die Politik der Nationalsozialisten trat Wachsmann 1933 aus der Akademie aus und hielt sich mit kleineren Aufträgen in Italien über Wasser. Im Jahr 1935 besuchte er seine Heimatstadt ein letztes Mal vor dem Ausbruch des Krieges, um erfolglos seine Schwester und Mutter von der Ausreise aus Deutschland zu überzeugen. Nach einer Ausweisung aus Italien und einer Internierung in Frankreich gelang es Wachsmann dank der Unterstützung von Albert Einstein, 1940 ein Visum für die Vereinigten Staaten von Amerika zu erhalten. Wachsmanns in Frankfurt verbliebene Familie konnte sich nicht mehr retten. Seine Mutter Else und die Schwester Charlotte mit ihrem Sohn wurden 1942 nach Riga deportiert und ermordet. Trotz dieser schrecklichen Ereignisse blieb Konrad Wachsmann Deutschland und besonders Frankfurt (Oder) verbunden.


(Neues) Leben in den USA

Auch wenn die Erinnerung an Frankfurt (Oder) stets lebendig blieb, baute sich Konrad Wachsmann in den USA ein neues Leben auf. Er arbeitete intensiv mit dem Bauhaus-Gründer Walter Gropius zusammen und entwickelte das General Panel System, ein Fertighausbausystem, mit dem er internationale Bekanntheit erreichte. Dieses System ermöglichte es fünf Arbeitskräften, in nur neun Stunden ein fertiges Haus aus hölzernen Bauplatten zu errichten. Durch seine Einfachheit wurde dieses System zu einem Meilenstein in der Geschichte des industriellen Bauens.

Wachsmann forschte und lehrte an verschiedenen amerikanischen Universitäten, wie dem Institute of Design in Chicago, der University of Illinois und später der University of Los Angeles. Für Gastvorträge und Besuche kehrte er immer wieder nach Europa und Deutschland zurück.

Als im Rahmen der Feierlichkeiten zu Einsteins 100. Geburtstag im Jahr 1979 das Caputher Sommerhaus restauriert werden sollte, besuchte Wachsmann seine Heimatstadt zum letzten Mal. Im Zuge des Besuches verfügte er testamentarisch, dass nicht nur sein Nachlass in Deutschland verwaltet werden solle, sondern auch seine sterblichen Überreste. Nur ein Jahr nach diesem Besuch starb Konrad Wachsmann am 26. November 1980 in seinem Haus in Los Angeles. Seinem Wunsch gemäß wurde er auf dem Frankfurter Hauptfriedhof neben seiner Schwester Marga und ihrem Ehemann bestattet. Das Grab befindet sich unweit der Trauerhalle und kann frei besichtigt werden.

von Anna Łuszczakiewicz, überarbeitet von Redaktion

Weiterführende Literatur:

Grüning, Michael: Der Wachsmann-Report Auskünfte eines Architekten, Berlin 1989.

Lotter, Friedrich: Aus dem Dunkel. Wie Juden aus Frankfurt/Oder den Nazis entkamen, Berlin Neopubli 2022.