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Dr. Hermann Neumark

Ilse und Hermann Neumark © Ada Brodsky

Die Geschwister Ada und Alfred/Eldad Neumark © Ada Brodsky

Leben in Frankfurt (Oder)

Dr. Hermann Neumark war Kinderarzt und führte seine Praxis am Wilhelmplatz 24, Ecke Rosenstraße, an der jetzigen Südseite der Lenné-Passagen. Zusätzlich war er auch als leitender Arzt des städtischen Kinderheimes in Frankfurt (Oder) tätig. Neben vielen anderen jüdischen Ärzt:innen war vor allem sein Name prägend für Frankfurt (Oder) der 1930er- und 40er-Jahre. Er genoss bei den Frankfurter Bürger:innen großes Ansehen und Beliebtheit, weil er sich auch um die armen Kinder der Stadt bemühte.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Ilse war Hermann Neumark nach dem Ersten Weltkrieg aus dem nunmehr polnischen Poznań nach Frankfurt (Oder) gekommen. Ihre beiden Kinder Eldad und Ada kamen bereits an der Oder zur Welt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten musste Hermann Neumark seine Tätigkeit im städtischen Krankenhaus und im Kinderheim aufgeben. Dadurch wurden er und seine vierköpfige Familie vom Einkommen der Privatpraxis abhängig. Trotzdem entschieden sie sich vorerst, im Gegensatz zu anderen jüdischen Familien, Frankfurt (Oder) nicht zu verlassen.

Auswanderung nach Palästina

Die Diskriminierungen der Jüdinnen und Juden in Frankfurt (Oder) nahmen immer weiter zu. Hermann Neumark bemühte sich nun doch um eine Auswanderung der Familie nach Palästina. 1937 war diese Emigration aber bereits fast unmöglich. Nur für die Kinder Ada und ihren Bruder Eldad bestand eine Möglichkeit. Eldad Neumark ging im Rahmen seines Musikstudiums nach Jerusalem auf das Konservatorium. Ada Neumark gehörte zu einer kleinen Gruppe von deutsch-jüdischen Kindern, die nach Palästina ausreisen durften. Kurze Zeit später wurde ihr Vater Hermann Neumark im Rahmen der Reichspogromnacht festgenommen und nach Sachsenhausen deportiert. Durch gute Verbindungen gelang es jedoch, auch ihm und seiner Frau ein halbes Jahr nach der Festnahme Zertifikate für die Ausreise nach Palästina zu verschaffen.

Hermann Neumark starb 1947 in Palästina. Heute liegt ein Stolperstein zur Erinnerung an ihn und seine Frau am Südeingang der Lenné-Passagen, in der Dr. Neumark-Straße in Frankfurt (Oder). Ada Brodsky (geb. Neumark) lebte bis 2011 in Jerusalem und arbeitete dort als Übersetzerin deutscher Lyrik.

von Lea Dittbrenner und Signe Olesen, überarbeitet von Redaktion