Zvi Aharoni ©Sammlung Peter Staffa
Zvi Aharoni zu Besuch in Frankfurt/ Oder 1999 vor dem ehemaligen Haus der Familie, Ferdinandsberg 34 Frankfurt/ Oder ©Sammlung Peter Staffa
Zvi Aharoni, 14jährig am Friedrichsgyymnasium ©Sammlung Peter Staffa
Zvi Aharoni wurde am 6. Februar 1921 als Hermann Aronheim (später Arndt) in der Privat-Frauenklinik und Entbindungsanstalt Dr. W. Sanders in der Bahnhofstraße 14 geboren. Seine Eltern waren die aus Frankfurt (Oder) stammende Eugenie (geb. Simon) und Heinrich Aronheim, der aus Konitz im damaligen Westpreußen zugezogen war. Aronheim arbeitete als Rechtsanwalt, bis ihm die Nationalsozialisten die Lizenz entzogen. Die Familie wohnte zunächst in der Fürstenwalder Straße 67 und ab 1925 in einem großen Einfamilienhaus mit Garten in der Ferdinandstraße 15 am Kiliansberg in der Nähe des Bahnhofs. Zvi Aharoni besuchte bis 1935 das hiesige Friedrich-Gymnasium in der Gubener Vorstadt. Im selben Jahr floh die Familie zunächst nach Berlin und verließ Deutschland schließlich wenige Wochen vor der Reichspogromnacht 1938 in Richtung Palästina.
Neues Leben in Palästina/Israel
Zvi Aharoni lebte mit kurzen Unterbrechungen von 1938 bis 1943 im Kibbuz Alonim, wovon er zwei Jahre bei der Jewish Settlement Police arbeitete. Er beschrieb die fünf Jahre im Kibbuz als die wichtigsten in seinem Leben. Um an der Front gegen Hitlerdeutschland zu kämpfen, wechselte Aharoni im März 1943 schließlich in das britische Militär und verließ Palästina. Das britische Militär setzte jüdische Soldaten für Geheimdienstmissionen und Sabotageaktionen sowie im Kampf gegen die Deutschen in der Libyschen Wüste ein. Tausende junge Jüdinnen und Juden traten der britischen Armee bei und wurden oft wegen ihrer guten Sprachkenntnisse der „Special Operations Executive“ für Spionageeinsätze zugeteilt.
Zeit beim Mossad und die Operation Eichmann
Nach der Gründung des Staates Israel im Mai 1948 kehrte Zvi Aharoni nicht an die Universität zurück, um sein 1946 angefangenes Architekturstudium zu beenden. Stattdessen begann er eine Karriere beim israelischen Geheimdienst Shin Bet als Mitarbeiter in der Abteilung „Innere Sicherheit und Spionageabwehr“.
Seine spätere Stellung als Chef des Vernehmungsreferats sowie die langjährigen Erfahrungen und Beziehungen im Shin Bet qualifizierten ihn schließlich für andere Aufgaben im Auslandsgeheimdienst sowie der sogenannten „Operation Eichmann“. Als Mitglied dieser Operation sollte er von nun an die ins Stocken geratene Fahndung nach dem ehemaligen SS-Obersturmbannführer Eichmann in Argentinien fortsetzen. Inoffiziell wechselte er dafür zum Auslandsgeheimdienst Mossad. Zvi Aharoni wurde am 26. Februar 1960 nach Argentinien geschickt, um Eichmann endgültig zu identifizieren. Er reiste für eine 38-tätige Mission nach Buenos Aires und war verantwortlich dafür, den Wohnort von Adolf Eichmann in der Stadt zu bestimmen, ein Foto mithilfe einer Aktentaschenkamera von ihm zu erstellen und dieses dem Mossad zu überliefern. Am 11. Mai 1960 kam es in Buenos Aires zur Festnahme von Adolf Eichmann. Die Entführung nach Israel erfolgte am 22. Mai. Der Eichmann-Prozess begann am 11. April 1961 und endete am 15. Dezember desselben Jahres. Das Urteil lautete Tod durch Strang und wurde im Juni 1962 vollstreckt.
Das Frankfurter Austauschprojekt „Building Bridges“
Heute erinnert das Austauschprojekt „Building Bridges“ an die Frankfurter Herkunft von Aharoni. Im Zuge der 300-Jahrfeier des Friedrich-Gymnasiums 1993 nahm der Frankfurter Gymnasiallehrer Peter Staffa Kontakt auf zu Zvi Aharoni. Wenig später kam es in Frankfurt zu einem Treffen zwischen dem ehemaligen Schüler des Friedrich Gymnasiums Aharoni und Peter Staffa. Aus der Brieffreundschaft zwischen den beiden entwickelte sich im Jahre 1999 das Jugendbegegnungsprojekt „Building Bridges“, das jährlich Schüler:innen aus Frankfurt, Słubice, Israel und Palästina miteinander in Kontakt bringt. Dieses Projekt stellt eine einzigartige Form der Erinnerungskultur in Frankfurt (Oder) dar. Dank der Arbeit von Herrn Staffa besteht das Projekt auch nach dem Tod von Zvi Aharoni im Jahr 2012 weiter.
Georg Hartmann