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Kaufhaus Hirsch

Kaufhaus der Familie Hirsch, Postkarte ©Stadtarchiv

Kaufhaus Hirsch nach der "Arisierung" wird zum Kaufhaus Hähnel ©Sammlung Knappe

Kaufhaus Hirsch wird zu Kaufhaus Hähnel, Postkarte ©Sammlung Knappe

Das Kaufhaus Max Hirsch

Ein Großteil der jüdischen Bevölkerung in Frankfurt (Oder) hatte im Laufe des 19. Jahrhunderts einen starken sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg erlebt. Ein sichtbares Zeichen dieser Entwicklung war das Kaufhaus der jüdischen Familie Hirsch. Es befand sich in der Regierungsstraße, die an der südlichen Seite des heutigen Brunnenplatzes verlief. Heute befinden sich an dieser Stelle die Einkaufspassagen des Oderturms. Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts findet sich in den Adressbüchern von Frankfurt (Oder) der Eintrag „Manufakturwaren M. Hirsch, Regierungsstraße“. Ab 1891 betrieb Emil Hirsch, der Bruder des ersten Inhabers, zusammen mit seiner Frau Emma und seinen Söhnen Alfred und Bruno das Geschäft. Später wurde auch sein Schwiegersohn Walter Bendit Mitinhaber.

Leben in den 1920er und 1930er Jahren

In den 1920er Jahren war das Kaufhaus Hirsch das größte Geschäft in Frankfurt (Oder), in dem vor allem Damen- und Herrenmode verkauft wurde. Bald darauf war es der Familie auch möglich, ihre Geschäftsräume in der Regierungsstraße 2-3a auf insgesamt drei Häuser auszuweiten. Die Fassaden wurden modernisiert und eine komplett verglaste Schaufensterreihe eingebaut. Für ihre 300-köpfige Belegschaft kaufte die Familie Hirsch das Gut Mittelmühle bei Neuzelle, das heute noch als Ferienheim genutzt wird. Zur gleichen Zeit erfolgte der Umzug in ein stattliches Wohnhaus in der Gubenerstraße 16, welches bis in die Gegenwart hinein als „Villa Hirsch“ bekannt ist.

Leben im Nationalsozialismus

Die Wirtschaftskrise ging auch am Kaufhaus Hirsch nicht spurlos vorbei. Verbunden mit dem nationalsozialistischen Boykott jüdischer Geschäfte brachten die 1930er Jahre dem Unternehmen zudem empfindliche Umsatzrückgänge. Emil Hirsch weigerte sich jedoch, sein Geschäft zu verkaufen, obwohl sich die politische und wirtschaftliche Lage der jüdischen Bevölkerung mit den Jahren verschlechterte. Ein Bericht des Bürgermeisters 1935 meldete schließlich die Firma M. Hirsch als „arisiert“, d.h. sie wurde von nichtjüdischen Deutschen übernommen. Zunächst an die Gebrüder Hähnel verpachtet, wurde das Kaufhaus nach der Reichspogromnacht 1938 zwangsverkauft. Emil Hirsch und Walter Bendit wurden nach Sachsenhausen deportiert. Während Hirsch 1940 verstarb, gelang der Familie Bendit 1939 die Flucht nach Australien, wo Walter Bendit 1967 starb. Die Regierungsstraße und mit ihr das Kaufhaus Hirsch wurden bei Kriegsende völlig zerstört.

von der Reaktion