Gubener Straße 9, Hofbereich der Norddeutschen Bettfedernfabrik Sigfried Neumann, um 1925 ©Stadtarchiv
Bettfedernfabrik Siegfried Neumann, nach der Umgestaltung, 2022
Norddeutsche Bettfedernfabrik Siegfried Neumann
Ein Ort, um auf die Spuren jüdischer Unternehmer in der Zwischenkriegszeit zu gelangen, ist die Bettfedernfabrik Siegfried Neumann in der Gubener Straße 9.
Das Fabrikgebäude bis 1945
Das heute im Hof eines Wohnhauses liegende Gebäude mit der verblassten Aufschrift „Norddeutsche Bettfedernfabrik Siegfried Neumann“ umfasste seit seiner Errichtung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unterschiedliche Produktionsstätten. Gebaut wurde es als Malzfabrik und Brauerei. Ab den 1920er Jahren verarbeitete hier der jüdische Unternehmer Siegfried Neumann rohe Federn zu Bettfedern, die er im gesamten Deutschen Reich verkaufte.
Siegfried Neumann zählt seinerzeit zu den erfolgreichsten jüdischen Unternehmern in Frankfurt (Oder). Zusammen mit seiner Frau Frieda hatte er drei Kinder. Obwohl die Familie jüdischer Herkunft war, praktizierten sie ihren Glauben nicht. Frieda und Siegfried Neumann betrachteten sich eher als deutsche Staatsbürger jüdischer Konfession. Im Ersten Weltkrieg erhielt Siegfried Neumann sogar das Eiserne Kreuz erster Klasse.
Als eine der letzten jüdischen Fabriken in Frankfurt (Oder) wurde die Bettfedernfabrik in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 beschlagnahmt. Siegfried Neumann wurde in das KZ Sachsenhausen gebracht. Von dort kam er völlig gebrochen zurück und verstarb kurz darauf nach einer Operation.
Nutzungen nach 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg bezog der Volkseigene Betrieb Bärensiegel die Fabrik in der Gubener Straße. Bis in die 1990er Jahre hinein wurden nun statt Bettfedern Spirituosen produziert. Der VEB Bärensiegel hat sich nur mit einem kleinen Schild am Tor beworben, sodass der Schriftzug der Norddeutschen Bettfedernfabrik Siegfried Neumann auf der Mauer erhalten geblieben ist.
Heute trägt das Gelände der ehemaligen Bettfedernfabrik den Namen Ferdinandshöfe. 25 Jahre standen die Gebäude leer, bis 2015 der Verkauf an einen neuen Eigentümer eingeleitet wurde. Zwei Jahre später konnte die Stadt Frankfurt (Oder) mit einem Investor aus Berlin einen Vertrag zur Sanierung des Gebäudes aushandeln. Seit 2020 wohnen hier Studierende.
von Dorothee Ahlers und der Redaktion