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Geheime Staatspolizei in Frankfurt (Oder)

Regierungsgebäude in der Großen Scharrnstraße. Damals unter anderem Sitz der Geheimen Staatspolizei ©Stadtarchiv

Heute ist es das Hauptgebäude der Europa-Universität Viadrina

Die Geheime Staatspolizei in Frankfurt (Oder)

Die Geheime Staatspolizei (kurz Gestapo) war einer der wichtigsten Akteure, um die Ziele der nationalsozialistischen Regierung umzusetzen. Neben der radikalen Ausschaltung jeglichen Widerstandes war die Judenverfolgung eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Gemeinsam mit anderen national-sozialistischen Organisationen führte sie am 9. November 1938 die sogenannte Reichspogromnacht durch. Die Polizeibehörden erfassten zudem die als jüdisch klassifizierte Bevölkerung in Listen, nahmen Verhaftungen vor und organisierten Deportationen in Ghettos und in Konzentrations- oder Vernichtungslager. Weiterhin konnte die Gestapo auf die Ressourcen des gesamten Polizeiapparates zugreifen, von der Schutzpolizei bis zur Kriminalpolizei, um die staatspolitischen Vorgaben umzusetzen.

Gefängnis und Arbeitserziehungslager

Die Gestapo verfügte über untergeordnete Dienststellen für rein lokale Vorgänge. Eine solche befand sich zwischen 1935 und 1945 in der Großen Scharrnstraße 51/52 in Frankfurt (Oder). Dort stand ursprünglich das Kaufhaus Meyer, welches einer jüdischen Familie gehört hatte und aufgrund der „Arisierung“ in die Hände der Gestapo fiel. Die Gestapo in Frankfurt (Oder) verfügte zudem über das Gefängnis in der Collegienstraße und über das Arbeitserziehungslager in Schwetig (heute Świecko).

Das Gefängnis in Frankfurt (Oder) nutzte die Gestapo vorwiegend, um politische Gegner:innen zu inhaftieren. Die dort inhaftierten Menschen lebten unter ständiger Gefahr, misshandelt, gefoltert oder sogar hingerichtet zu werden. Auch im Arbeitserziehungslager „Oderblick“ in Schwetig sah der Alltag der Gefangenen nicht anders aus. In dem 1940 gegründeten Lager wurden insgesamt etwa 4.000 Menschen inhaftiert. Dazu zählten nicht nur Menschen mit jüdischer, sondern auch mit polnischer, französischer, belgischer, spanischer und russischer Abstammung. Als sich die sowjetische Armee im Januar 1945 Berlin näherte, musste das Lager in Schwetig evakuiert werden. Die Häftlinge, die aus eigener Kraft die Evakuation absolvieren konnten, wurden in das KZ Sachsenhausen gebracht. Alle anderen wurden zuvor in einer Baracke eingesperrt und lebendig verbrannt.

Das Ende der Gestapo

Die deutsche Polizei war vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges sehr gründlich in der Vernichtung ihrer Spuren. In Frankfurt (Oder) wurden die Akten in den letzten Kriegstagen verbrannt. Viele Verbrechen wie zum Beispiel die Deportation der letzten Frankfurter Jüdinnen und Juden aus dem „Judenhaus“ sind nicht mehr im Detail rekonstruierbar. Allerdings sind sie zum Teil aus dem polizeilichen Schriftverkehr mit anderen Behörden oder aus Erinnerungen überlebender Opfer bekannt.

von der Redaktion